Henri wurde zuerst in ein Zimmer geführt, wo er sich säuberte und umzog, dann aber in ein anderes: darin saß der Admiral Coligny. Er wollte aufstehn; Henri war schneller und nötigte ihn, im Sessel zu bleiben. Auch die Prinzessin von Bourbon war zugegen, und sie beugte vor ihrem Bruder ein Knie. «Da ich Ihre ergebene Dienerin bin, Herr Bruder, erlauben Sie mir, bitte, mitanzuhören, was Sie und der Herr Admiral in der letzten Stunde beschließen.»

Sie sagte es so eindringlich wie bei Tafel ihr «Denk an unsere Mutter!». Beides, Ernst und Förmlichkeit, sollten den Bruder ganz zu sich rufen. Catherine wußte zu gut, wen er im Sinn trug und was alles er dafür imstande war zu vergessen. Sie war noch ein Kind, ihre Stimme schwankte; aber sie hatte gesprochen. Jetzt zog sie sich aus dem Lichtschein zurück.

Henri sagte: «Herr Admiral, Ihr Wunsch, mich heimlich zu sehen, begegnete sich mit dem meinen, ich habe nicht widerstanden.»

«Die Königin von Frankreich ahnt nichts?» fragte Coligny.

«Ich bin dessen sicher», sagte Henri, so wenig er es war.

Coligny sprach: «Sie müssen erfahren, was Sie selbst noch nicht wissen können: wir werden nicht geliebt in Paris. Ihre Heirat ändert daran nichts, man haßt uns, weil man die Religion haßt.»

‹Und vielleicht, weil Sie zu oft haben plündern lassen›, setzte Henri für sich hinzu, in der Erinnerung an das gemeine Wirtshaus. Welch ein Übermaß von Haß mußte sich angehäuft haben in den Menschen desselben Volkes — nicht gegen die Religion, sondern gegen ihre Bekenner, wenn ein bäurischer Mann aus seinem Kamin den glühenden Scheit reißen konnte in mörderischer Absicht, nur weil sein Gast ein Hugenotte war!

«Dahin hätte es niemals kommen dürfen», sagte er. «Wir alle sind Franzosen.»

Coligny antwortete: «Die einen aber erwerben sich den Himmel, die andern die Verdammnis. Das soll bestehen bleiben — so wahr die Königin, Ihre Mutter, dieses Glaubens lebte und gestorben ist.»

Der Sohn der Königin Jeanne senkte die Stirn. Es gab nichts zu erwidern, sobald der große Mitstreiter seiner Mutter sie ins Feld führte. Die beiden, der Alte und die Tote, standen zusammen gegen ihn, sie waren Zeitgenossen und von der gleichen unerschütterlichen Festigkeit der Meinungen. Darum waren sie bis zuletzt bei Hof aufgetreten so heftig und unversöhnlich, daß ein Unglück hatte geschehen müssen. ‹Wie dann aber? So träfe meine liebe Mutter selbst die Schuld an ihrer Ermordung? Nein, nein! Viel lieber soll es ihre Lunge gewesen sein, und Madame Catherine hat ihr kein Gift gemischt.›

In diesem Augenblick rückte seine Schwester den Handleuchter zwischen ihn und den Herrn Admiral: sie mochten genau ihre Gesichter sehn, viel hing davon ab, daß sie einander verstanden. Nun erblickte aber der junge Henri einen Greis, anstatt des Kriegsgottes, den er gekannt hatte.

Der Admiral Coligny war unanfechtbar und wie aus einem einzigen Stück Erz gewesen für den jungen Henri. Nicht daß er immer gesiegt hätte, das war nicht der Fall; aber er war der Krieg in Person, und von dem höchsten der Kriege, dem Glaubenskrieg, hatte er die Maske getragen, eine mehr als menschliche Bildung der Züge, ihresgleichen fand sich nur auf den Figuren außen an Kathedralen. So für den Knaben Henri, alle Jahre hindurch, sogar wenn er sich Kritik erlaubte an dem Feldherren. Das war vorbei mit einem Schlag, und statt aller denkmalhaften Frömmigkeit und Kraft zeigte sich hier aufgedeckt der endgültige Mißerfolg des Lebens, der Alter genannt wird. Da behauptet einer sich noch, aber die Augen blitzten kaum, mürbe schienen die Wangen, sogar der Bart ungleich — und nur diese Falten, von der Nasenwurzel ansteigend bis in das Gewölk der Stirn, widerstanden. Ob noch Hoffnung auf Sieg war oder nicht, der Held blieb bereit wie je, das Opfer des Lebens zu bringen für Gott.

Fremder alter Mann, aber er war der Gefährte seiner lieben Mutter gewesen und hart getroffen worden durch ihren Tod — in Wahrheit härter als ihr eigener Sohn, der über sie hinauslebte und mit ihr nicht endete.

«Ist sie gut gestorben?» fragte er bescheiden.

«In Gott, wie ich zu sterben hoffe.» Eine Art von Ablehnung bedeutete der Ton. Ich, gab Coligny zu verstehn, bald bin ich bei ihr. Du, junger Mensch, bleibst zurück und entfernst dich von uns.

Henri fühlte es, er trat dagegen auf.

«Herr Admiral, Sie waren nicht des gleichen Willens wie die Königin, meine Mutter. Ich weiß davon, sie hat es mir geschrieben. Sie haben vergebens versucht, den Hof von Frankreich zum Krieg gegen Spanien zu zwingen. Meine Mutter hat mich zuerst einmal verheiratet.»

«Es ist noch nicht geschehn.»

«Und Sie wünschen es nicht.»

«Es ist damit zu weit gekommen, daß wir noch zurückkönnten. Eins steht uns frei, und darum hab ich Sie heute nacht herbestellt. Der Versuch, noch einmal zu befehlen als der Feldherr, dem auch ein junger Prinz gehorcht.»

«Ich höre.»

«Verlangen Sie Sicherungen — vor der Hochzeit. Bei Gott, Sie müssen sich und die Religion sichern, ehe denn die anderen alles erreicht haben und uns nicht mehr brauchen. Wie bald soll Ihre Trauung sein?»

«Acht Tage noch!» rief Henri und sah den Greis nicht mehr. Hinter den Kerzen zeigten seine Sinne ihm Margot.

Coligny sagte: «Die Eile müßte Ihnen auffallen. Man will Sie von den Ihren trennen. Sie sollen die Religion abschwören.»

«Falsch. Sie verlangt es nicht.»

«Wer? Die Prinzessin, sie bedeutet nichts. Aber ihre Mutter? Hören Sie meine Voraussage: man wird Sie gefangensetzen.»

«Welch ein Einfall! Man liebt mich.»

«Wie man uns Hugenotten liebt.»

Henri war plötzlich still, Coligny konnte weitersprechen.

«Sie werden mitten in allen Ehren und Belustigungen, die Sie nur wünschen können, dennoch der Gefangene dieser Leute sein und nie mehr nach eigenen Beschlüssen handeln dürfen. Haus Frankreich nimmt Sie auf, einzig und allein, damit die Religion den Sohn der Königin Jeanne verlieren soll als ihren Führer.»

Das klang furchtbar nahe, das geheimnisvolle Wesen des Alters rührte den Jungen an — diesen Augenblick doch. Man konnte nicht unterscheiden: Was stak dahinter? Ein verschlossenes Wissen drang vielleicht aus überlebten Greisen in der Art eines Lichtes, das Fremde in einem verlassenen Haus gemacht haben.

«Verlangen Sie Sicherungen — vor der Hochzeit! Ihre Leibwache muß ganz aus Ihren Leuten bestehn, alle Wachen des Louvre müssen zur Hälfte von den Unseren bemannt sein, und in Paris müssen wir Schutzplätze bekommen.»

«Das alles ist leicht zu verlangen, Herr Admiral, aber schwer zu haben. Ich will Ihnen etwas Besseres vorschlagen: wir machen ohne viel Fragen einen Handstreich, nehmen den König von Frankreich gefangen, entwaffnen seine Soldaten und besetzen Paris.»

«Es wäre gut, wenn Sie es ernst meinten», sagte Coligny starr, denn hier war der Punkt der Entscheidung, des Schicksals, das sprechen wird aus dem Munde des Jungen. Der Mund aber ist verzogen, und der Junge macht sich lustig!

«Soll auch Blut fließen?» fragte Henri.

«Einiges — anstatt sehr vieles», erwiderte dunkel das verschlossene Wissen, das aber offenkundig nichts weiter war als Greisengeschwätz.

Henri hielt sein Gesicht in das Licht, damit Coligny sähe, daß es furchtlos war, nicht nur spottsüchtig aus Schwäche. Damals hatte er das ganze Profil des Gascogner Soldaten, gebogen, dunkel, schneidig — vorerst nur dies allgemeingültige Soldatenprofil, noch nicht die Prägung durch Schmerz und Wissen, und er sprach: «Ich sollte nach Paris gar nicht kommen oder als der Stärkere; das war der letzte Gedanke der Königin, meiner Mutter. Sie haben aber das protestantische Heer nach Hause geschickt, Herr Admiral, und mußten es auch; denn wer rückt wohl zu seiner eigenen Hochzeit mit Sturmtruppen an. Hier stehe ich! Sogar ohne Kanonen bin ich der Stärkere, so wie die Königin es gewollt hat, denn ich fürchte mich nicht, und ich zeige ihnen Haltung. Fragen Sie Madame Catherine und Karl den Neunten, die ich beide gezwungen habe, mir alle Schuldigkeit zu erweisen — oder fragen Sie einen Herrn de Maurevert, der mir die Hand küßt!»

Dies war die Rede des achtzehnjährigen Gascogner Soldaten, und sie steigerte sich sogar noch infolge des trauervollen Schweigens eines alten Mannes.

«Fragen Sie alle meine Altersgenossen, ob ihnen zumute ist nach Parteikämpfen im Namen der Religion oder nicht vielmehr nach einem gemeinsamen Sieg über Spanien. Unsere Aufgabe wird sein, dies Land zu einigen gegen seinen Feind: darin denken wir alle gleich, wir, die Jugend!» rief er aus, denn ein Wort wie «die Jugend» war hier der sicherste Angriff und der unbestreitbarste Vorzug. «Die Jugend», das waren nicht die verräterischen Gesichter bei dem Begrüßungsballett im Garten noch die streitsüchtigen an der königlichen Tafel. Es war eine Gemeinschaft, die für sich das Leben hatte, aber einem Alten billigten sie keines zu.

Außerdem nahm Henri von Navarra, später von Frankreich und Navarra, einen übersteigerten Augenblick lang hier schon vorweg, was seine Sache, nur seine war, und übertrug es in warmblütiger Art auf eine Gemeinschaft, «die Jugend», die es nicht gibt. Für seine Heirat mit der Prinzessin von Valois stimmten in Wirklichkeit seine eigenen jungen Freunde keineswegs: d’Aubigné nicht, Du Bartas und Mornay nicht, und weder der berittene Haufe, in dem er hergekommen war, noch im Lande die von der Religion. Das alles vergaß er hier in seiner gehobenen Verteidigung des eigenen Berufs. Er sollte im Verlauf der Dinge ungezählte Male ganz allein bleiben trotz Gedräng um ihn her, sollte verraten werden und selbst unsicher aussehen trotz innerer Festigkeit. Das alles wußte er nicht, sondern hielt dem Überlebenden des vorigen Zeitalters das kühne, aber noch ungeprägte Gesicht der Zukunft entgegen.

Zwischen diesen beiden wäre nichts zu sagen geblieben; es war an der Zeit, daß die Schwester Henris in den Lichtschein vortrat.

«Lieber Bruder!» begann sie mit ihrer rührenden Stimme, die geschwankt hätte, aber sie gab ihr Nachdruck, sogar den hohen erschreckten Endsilben. «Lieber Bruder, Sie werden ein großer König sein, ich werde mich vor Ihrem Bett verneigen.» Sonderbare Formel, aber hier sprach ein Glaube, der seinen eigenen beschämte. Den eigensinnigen Glauben der Mutter barg diese kleine steile und gewölbte Stirn. Etwas anderes sogar besaß seine Schwester: die genaue Anschauung — seiner einstigen Größe und der ihr selbst vorbehaltenen Gebärde, eine Kniebeugung vor seinem Paradebett. Inzwischen aber mußte sie wahre Nachricht bringen von ihrer Mutter.

«Sie war nicht bis zum Schluß gesonnen, daß Sie die Heirat eingehn sollten mit Madame Marguerite. Nein, Bruder! Denn unsere Mutter hat gewußt, daß sie vergiftet war.»

Oh! Wieder stürmisch dies Erschrecken. Henri wankte zuerst rückwärts, dann ließ er sich nach vorn sinken, die Stirn auf die Schulter seiner Schwester. «Welches waren ihre Worte?»

«Sie hat nicht mehr gesprochen, als Herr La Rochefoucauld Ihnen überbracht hat. Ich aber sage Ihnen wahrlich, daß unsere Mutter die Wahrheit gekannt hat und nur darum hinterließ, Sie sollten gar nicht oder als der Stärkere kommen.»

Es war unbezweifelbar — wenn es in diesem höchst gespannten Ton vorgebracht wurde und solange sein Erschrecken anhielt.

«Sie wollte dasselbe, was der Herr Admiral will?» fragte er ergeben.

«Sie wollte mehr.» Die Schwester wuchs, auch ihre kleine Stimme. Sie schob den Bruder so weit von sich, daß ihre ausgestreckten Hände auf seinen Armen lagen. Ihm in die Augen sprach sie: «Fort von Paris, mein Bruder! Vor Tagesanbruch alle Unseren aus ihren Quartieren geholt und abziehen, auch wenn Gewalt dafür nötig wäre. Reitende Boten über das Land! Die Königin Jeanne! Vergiftet ist die Königin! Das Volk erhebt sich, das Heer steht sogar aus den Schlachtfeldern wieder auf, mein Bruder, und so rücken Sie an zu Ihrer Hochzeit. So will es unsere Mutter. Das und nichts anderes ist ihre Nachricht und Befehl!»

Da ließ Kathrin ihn los und trat zurück, wie ein Bote, der den Auftrag erfüllt hat und nun schweigt. Er war auch über ihre Kraft gegangen: sie atmete schwer. Hier innen lag große Schwüle; zugleich damit bemerkte Henri, daß etwas Ungewöhnliches vorging. Dieses Gespräch hatte alle drei in dem verschlossenen Zimmer dahin gebracht, daß sie den Atem verloren und die Wirklichkeit verließen. Der Herr Admiral stand hinter seinem Sessel, hielt die Hände erhoben und verschränkt, auch sein Blick war hinaufgerichtet, und allein für den in der Höhe sprach er Worte des Psalms.

«Befiehl, o Gott, daß alle fliehn,
Du läßt ja auch den Rauch verziehn,
Der auf dem Feld gekrochen.
Das Wachs hält nicht dem Feuer stand,
Den Bösen wird von Gottes Hand
All ihre Kraft gebrochen.»

Henri öffnete ein Fenster in die schwarze Nacht. Blitze fuhren durch den entfernteren Himmel, und ein heißer Wind trug die feurigen Wolken fliegend herbei. Henri wollte nichts davon wissen, daß Feinde wie Rauch um ihn her schlichen. Er weigerte sich, Gott anzurufen gegen die Bösen. Er drängte mit allen seinen Kräften nach dem Abenteuer, das Margot hieß; aber es hieß auch: der Louvre, und die Leidenschaft seiner Sinne war dieselbe, mit der er das Schicksal begehrte.

Er wendete sich zurück und sagte: «Ich mag dir nicht glauben, Schwester. Unsere Mutter hat nicht gewußt, ob sie vergiftet war, und ihr Wille kann nicht gewesen sein, daß ich die Flucht ergreifen sollte, um mich nur mit dem Heer nochmals in die Nähe zu getrauen. Von ihrer unverzagten Stimme hätte ich einen solchen Auftrag niemals gehört.»

«Du täuschest dich selbst, mein Bruder, ich sage es dir wahrlich. Du und ich sind unter allen Menschen desselben Blutes, und wessen ich gewiß bin, mußt auch du in deinem Herzen für sicher halten.»

Er wehrte sich. «Hätte sie es wirklich gesagt in der Angst ihrer letzten Stunde, unsere tapfere Mutter spräche es nicht noch einmal — wenn sie wiederkäme!»

«O daß sie wiederkäme!» rief die Schwester nach der Tür hin; und der Bruder: «Wenn es ist, wie du sagst, kommt sie!»

Beide, nebeneinander gegen den Eingang gerichtet, forderten aus tiefer Seele, daß er sich öffnete und die unverlierbare Gestalt ihn überschritte. Ein heißer Windstoß traf ihren Nacken, das Gewitter rollte heran, Blitze schossen bläulich ineinander und hinterließen Finsternis, ein Schauder durchlief den Menschenleib. Coligny, hinter den Geschwistern, betete nicht mehr, stand wie sie und wartete: da sprang die Tür auf. Alle drei erblickten die Wiederkehrende, sie selbst — im Flackern eines rückwärtigen Scheines. Die Herzen hier innen waren auf einmal verlöscht, und beim ungeheuren Schlag des Donners trat sie ein.

«Meine Königin Jeanne», sagte der Admiral Coligny, und er legte die Hand auf die Brust, wie zur Begrüßung einer Lebenden. Die Geschwister machten einen Schritt ihr entgegen, ein kleiner Laut des Jubels wurde vernehmlich von der Tochter der Wiedergekehrten, und ihr Sohn öffnete den Mund, um laut auszurufen: ‹Da sind Sie, meine liebe Mutter!›

Dazu kam es nicht mehr, weil die erschienene Dame ihren Begleitern winkte und Leute mit Laternen sich neben sie stellten. Da war sie auf einmal anzusehn wie die Prinzessin von Valois, Madame Marguerite, Margot.

Die Versammelten glaubten es ihr nicht gleich. Die Ankunft der Königin Jeanne war viel sicherer gewesen als die der anderen Dame, und noch konnte diese sich zurückverwandeln. Indessen tat sie es nicht, sie behielt das schöne und kunstvolle Gesicht der Schwester Karls des Neunten, sprach auch mit ihrer Stimme, tief und golden.

«Sire», sagte sie zu Henri von Navarra. «Wir suchten Sie im Schloß und fanden Sie nicht. Eins der Ehrenfräulein meiner Mutter erzählte uns merkwürdige Geschichten von dunklen Gelassen. Die Wache am äußersten Tor des Louvre hatte einen Mann hinausgelassen, der vielleicht verkleidet auf Abenteuer ausging. Obwohl Ihr Freund Du Bartas ihm auf dem Fuße folgte, fürchteten wir einiges im nächtlichen Paris für die Sicherheit des Mannes.»

Henri unterbrach sie. «Wer fürchtete denn, Margot?»

«Ich», sagte sie klar und schön. «Ich berichtete alles meiner Mutter und verlangte, daß ich selbst Sie zurückführen dürfte im Schutz meiner Soldaten.»

«Margot! Ist es nicht vielmehr so, daß Madame Catherine Sie ausgeschickt hat, um mich wieder in ihre Gewalt zu bringen?»

«Ich bin sehr verwundert», sagte Madame Marguerite mit reinem Klang. «Seit diesem Tage, der schon lang ist, kennen Sie mich, wie ich Sie kenne» — und sie streckte ihm ihre Hand hin.

Eine Hand, wie die größten Meister sie formen aus wachsähnlichem Marmor, der Rücken voll, die Finger fein gegliedert, an den Spitzen aufwärts gebogen, die geschminkten Nägel von untadeligem Oval. Kein Ring und Juwel: die nackte Hand.

Henri nahm sie, hob sie bis zu seinen Lippen, und fort ging er mit Margot, ohne sich umzusehn.