In diesem Augenblick sagte sein Vetter Condé: «Wir sind angelangt.» Die Wache des fürstlichen Hauses umringte auch schon die Pferde und führte sie über den Vorhof. Henri mit seinem Vetter erstieg die breite Treppe, aber Condé ließ ihn vorausgehen, oder Henri lief ihm weg, denn droben wartete eine Gestalt. Du! Nur du! schlug sein Herz im Sturm, da konnte er nicht sprechen. Sie lagen einander in der Armen, und er küßte zweimal die Wangen seiner Schwester, die waren naß von Tränen wie seine eigenen. Die Geschwister schwiegen von ihrer lieben Mutter. Sooft einer das Gesicht des anderen ganz wiedergefunden hatte, küßte er dies Gesicht von ehemals und je. Sie blieben stumm, und von allen umliegenden Türen sahen bewaffnete Diener ihnen zu.

Aus einem der Zimmer trat die alte Prinzessin Condé, umarmte Henri und sprach ein Gebet. Hierauf bemerkte sie, er wäre bestaubt und müde, und ließ Wein bringen. Er wollte sich nicht aufhalten, er hatte es eilig, in den Louvre zu kommen und vor die Königin zu treten — erfuhr aber von seinem Vetter, daß der Kardinal, sein Onkel, und die anderen Herren, die ihn in der Vorstadt empfangen hatten, nicht mehr warteten. Sie hatten sich zerstreut mit ihrem Gefolge. Vorher hatten sie darauf bestanden, daß der starke Haufe der Hugenotten sich auflösen sollte. Fünfzig bewaffnete Edelleute waren dem König von Navarra erlaubt worden, statt dessen kam er mit achthundert. Condé sagte:

«Das war genug, um Paris zu besetzen. Sie haben aus Furcht ihre Häuser geschlossen. Einen Augenblick hat der Hof vor dir gezittert. Woran hast du gedacht?»

Henri erwiderte: «Daran nicht. Aber wenn es richtig gewesen wäre, das zu tun, wäre es mir auch eingefallen. Zu etwas anderem! Ich kann es nicht erwarten, die Königin von Frankreich zu sehen.»

Seine liebe Schwester bat leise und tapfer: «Nimm mich mit! Ich gehöre zu dir, und uns ist dasselbe bestimmt.»

«Natürlich!» rief er. Heiter und zuversichtlich zeigte er sich der unschuldigen Catherine. «Und das wird sein, daß wir beide heiraten. Dein Bruder Henri besorgt dir einen schönen Mann, kleine Schwester!» Umarmte sie und lief fort.