Zu früh hatte Henri das Schlafzimmer verlassen. Nach der gehabten Orgie war das Schloß Louvre noch lange nicht wieder soweit, um seiner Gewohnheit gemäß Böses zu ersinnen: wenigstens machte es den Eindruck. Henri stieg in den Gängen und Sälen über Schlafende, die eher gelähmt als schlafend erschienen. Sie waren hingefallen am Fleck, wo ihre letzte Verrichtung stattgefunden hatte, ob eine Paarung, ein Trunk oder sogar ein Schlag. In ein offenes Fenster hingen blühende Rosenzweige, darunter lagen hingewälzte Leute, die ihre bunte Kleidung beschmutzt hatten infolge übertriebener Völlerei, und die helle Sonne beschien sie. Auch gelangten die Blicke des einsam Vorüberstreifenden in geheime Zimmer, die man unverschlossen gelassen hatte, als man daranging, sich zu vermischen in allen nur erdenklichen Abarten. Vor der Außenwand lehnten schlafende Wachen, im Arm die Hellebarde. Hunde blinzelten, versuchten zu bellen und verschoben ihr Erwachen.
Den Wanderer verwirrte die Vielfalt des Ortes und seiner Erscheinungen. Durch die Weitläufigkeit der neuen Gebäude wie auch in den verwinkelten alten verlor er seine Richtung, falls er denn eine hatte. Über ein Geländer aus durchbrochenem Stein gebeugt, war ein dicker Mann in Schlaf verfallen, wobei indessen seine hohe weiße Mütze angeklebt sitzenblieb auf seinem schwitzenden Gesicht: daraus ersah Henri die Nähe der Küchen. Auch das Gesinde hatte sich ausgetobt bis auf den Rest, aber der Anblick erschöpften Fleisches stößt noch eher ab, wenn man ihm begegnet inmitten von Abfall und schmutzigem Gerät. Der von Navarra in weißer Seide entwich — zuletzt geriet er in halbverfinsterte Gelasse voller Spinngewebe und mit eisenbeschlagenen Türen, gefängnisgleich: ein solches meinte er schon kennengelernt zu haben hier in den unteren Teilen des alten Hofes.
Während er still stand, damit seine Augen sich anpaßten, hörte er zischeln: «Pst!» und hervor kam ein Fräulein. Er zog es unter die hochgelegene Luke. «Nicht ins Helle!» bat es. «Ich bin noch nicht einmal geschminkt. Wie häßlich muß ich aussehen!»
«Und was machst du hier? Mir ist, als ob — Ja, gewiß, du bist es. Dich hat mein d’Armagnac damals eingesperrt, weil du mir nachspürtest. Tust du es schon wieder?»
«Für Sie, Sire, arbeite ich. Denn ich bin Ihre Dienerin und will keinem andern treu und ergeben sein als meinem Herrn, und der sind Sie.»
Er legte ihr das Gesicht in den Nacken, so daß Licht darauf fiel. Das war ein hübsches, ganz frisches Fräulein, etwas zerlaufene Schminke konnte es nicht entstellen. Er küßte es auf den Mund, wodurch er sich vergewisserte: ‹Dies Wesen gehört mir, so sehr erschauerte es. Wie ungewiß sie sind und nie vorauszusehn! Vielleicht, wenn ich diese Spionin damals nicht aufgestöbert und unschädlich gemacht hätte —›
«So gefalle ich dir jetzt? Das freut mich, denn ich finde dich liebenswürdig», sagte er bezaubernd. Wahr oder nicht wahr, das Wort aus seinen Lippen verklärte ihr Gesicht. Ihm aber ging wirklich das Herz auf, wie immer bei ihnen. Auch dieses Fräulein hatte seinen Augenblick, da es mit vollem Recht durch ihn glücklich war.
«Und was willst du für mich tun?» fragte er dessen ungeachtet. Sie mußte zuerst ihren Atem beruhigen.
«Mein Leben dahingeben, Sire. Ich werde es verlieren, das ist gewiß. Madame Catherine wird erfahren, daß ich hier war. Auch ihr dient man gut.»
«Was kann ihr das ausmachen?»
«Leiser! Sie ist nicht weit. Ich habe sie überrascht, vor kurzem, als sie aus ihren Gemächern schlich. Ich lag auf einem Teppich, als ob ich schliefe. Allein war ich, war allein», beteuerte sie. «Mein Zimmer hatte ich voll von Fremden gefunden. Sie schleicht aber vorbei, öffnet leis die Tür ihres Sohnes d’Anjou, nimmt ihn mit. Ihren Sohn, den König, hat sie nicht mitgenommen. Auf ihrem Wege kratzt sie an noch mehreren Türen, und mehrere Personen folgen ihr einzeln, ich aber als letzte. O Himmel, ein Versteckenspiel um das Leben!» Ihre Zähne klapperten hörbar.
«Sie sollen alles sehen, Sire.» Nahm ihn bei der Hand, führte ihn hinein in völliges Dunkel. Fräulein! ‹Doch vielleicht das Liebchen eines Feindes, und hier lauert er? Nein. Sondern grade in dieses Gelaß ist sie eingesperrt worden von d’Armagnac, sie kennt hier jeden Schritt. Was ist das, Fräulein? Man tastet hinauf, hinauf. Ah! Sprossen — und die Leiter soll ich ersteigen? Fräulein, halt sie mir fest, sie rutscht. Es geht sehr hoch, aber man fängt an, einen Schimmer zu gewahren. In das Deckengewölbe kann man hineinkriechen, sich bäuchlings auf einen Vorsprung legen, und der reicht durch eine schmale Öffnung bis in einen anderen Raum. Nicht einmal ein Kind könnte sich hindurchwinden. Dennoch sehe ich ein Zimmer — eine Art von Zimmer. Madame Catherine ist solche nicht gewöhnt, dort aber sitzt sie. Ihr Sessel ist mit der hohen Rückenlehne an die jenseitige Wand gestellt, das Licht fällt auf sie von oben und macht sie fahl. Oder was sonst gibt ihr eine Farbe wie Blei? Sie ist in ihrer Witwentracht wie immer, die andern aber kommen aus dem Bett. Da sind die Guise, da ist d’Anjou.› «Fräulein! Kennen Sie einen Herrn de Maurevert?» ‹Der ist es nicht, was täte er dabei?› «Nur still, die Königin spricht.»
‹Nein, die Versammlung findet zu tief unten statt, die Worte verlieren sich wie in einer Felsenspalte. Ich glaube, daß sie gegen ihren Sohn, den König, etwas vorhat, warum wäre sie sonst heimlich ohne ihn hierhergeschlichen. Er verhandelt mit England und den protestantischen Fürsten. Er nennt Coligny seinen Vater. Sie haßt Karl. Ihr rechter Sohn ist d’Anjou, man braucht ihn nur anzusehn: schon seine verkrüppelten Ohren. Er hat dicke Lippen, und alles an ihm ist schwärzlich, auch die Geister, die ihn umschweben. Es hält ihn nicht an seinem Platz, er kann nicht erwarten, was geschehn soll. Jetzt Finger auf den Mund. Schweig, Liebling! Auch der Liebling fehlt nicht.› «Fräulein, kennst du einen Liebling, der aussieht wie ein Tanzlehrer? Heißt er Du Guast?»
‹Sie antwortet nicht, und wir müssen auch vorsichtig sein. Hier wird jemandem nach dem Leben getrachtet. Wenn nicht Karl es ist, bin ich es. Aber sie sollen sich nur vorwagen: Paris ist voll von Hugenotten! Dort in den Keller haben unsere Feinde sich verkrochen, schmieden Mordpläne und sehen fahl aus, besonders der Kardinal von Lothringen. Drück dir die Krempe in die Stirn, damit man deine fleckige Haut nicht sieht, alter Bock! Was der gestern nacht alles getrieben haben wird! Er geht in die Ecke mit Guise, und sie bereden sich. Schöner Mann, Guise. Hat die richtige Länge, um lang hinzufallen. Guise, mein Guise, ich bin der nächste Prinz von Geblüt, nach den blutenden Valois, und nicht du, sondern ich hab ihre Schwester.
Aber der wird laut, er läßt sich nicht aufhalten, endlich hört man. Am Hof soll der andere getötet werden. Wer? Karl? Ich? Unmöglich der Herr Admiral: er geht zum Heer nach Flandern. D’Anjou macht gierige Augen: dann ist es Karl, sein verhaßter Bruder. Nein, Madame Catherine will das nicht, sie gebietet Schweigen, der Tod ihres Sohnes kommt ihr immer noch früh genug. Sie wispert: alle müssen sich zu ihr neigen, besonders aber dieser — wie heißt er, dem die Augen so eng beieinander liegen, und ich fragte mich vorhin, was er hier tut? Das ist doch unsinnig, sie können nichts unternehmen. Aber Guise zieht ihn besonders beiseite — ich weiß wieder: ein Herr de Maurevert.
Was ist das, d’Anjou bekommt einen Anfall, hat er das oft? Er will nicht länger warten auf den Tod des Mannes, der ihm seinen Bruder zum ärgsten Feind gemacht hat. Wen meint er? Dennoch Coligny? Eher ist es Geschwätz, da seine Kraft nicht ausreicht für das, was sie bereden. Übrigens zeigt seine Mutter sich ungnädig und will aufbrechen. Es wird Zeit, daß auch ich — Guise verläßt das Zimmer, er wird den andern den Rückweg sichern. Sehr komisch, wenn wir beide uns in den Weg liefen! Nur schnell die Leiter hinab.› «Fräulein? Wo steckst du, Fräulein?» ‹Hat mich allein gelassen, ich muß selbst meinen Weg suchen.›
Den fand er dann auch, zurück enteilend durch die Gesinderäume, wo sie erwachten und ihm blöde nachgafften; und der Ort, an dem er in den alten Hof hinaustrat, war entgegengesetzt dem vorigen Schauplatz, hinter der berühmten kleinen Treppe der Günstlinge und Verschwörer, die zugelassen werden in die Königsgemächer. Auf der anderen Seite der Rampe erschien gleichzeitig Guise. Schnell sprang Henri vor und stellte sich auf die erste Stufe: hier bemerkte ihn Lothringen. «Woher du nur kommst so früh, Navarra?»
«Ist es früh, Guise? Da siehst du es, meine verehrte Schwiegermutter empfängt mich zu jeder Stunde.»
«Bei Madame Catherine warst du? Droben?»
«Wo denn sonst?» Henri warf sich in die Brust, er spielte den, der sich einer Ehre rühmt und hat sie gar nicht genossen. Dies versetzte den großen Lothringen in einen Zustand wunderbarer Überlegenheit. Man kommt aus einer Geheimsitzung mit der Königin selbst und trifft auf einen eitlen kleinen Lügner, der zur gleichen Stunde will empfangen worden sein. Strahlend über das helle Gesicht, die Hand in der gebogenen Hüfte, sagte Guise: «Dann hast du es von ihr selbst gehört; dennoch wiederhole ich es ausdrücklich: dein ist der Sieg, Navarra. Der Hof von Frankreich beschließt Krieg gegen Spanien, denn, so schreibt dein Admiral in einer Denkschrift: ‹Die Franzosen brauchen einen auswärtigen Krieg, der gerecht, aber auch leicht zu führen und gewinnbringend ist.
Sonst plündern und rauben sie einer beim andern.› Er kennt uns, dein Held und dein Lehrer.»
«Das ist ja verfaßt von Mornay, der immer bis an das äußerste Ende eines Gedankens geht.»
«Und grade das muß man kennen. So seid ihr gesinnt, Navarra.»
«Ihr nicht?»
«Wir wehren uns nur. Ihr Protestanten habt ein großes Gemetzel unter uns vor: das besagen die Worte eures Coligny oder Mornay. Zu unserem Heil wählen wir den Krieg gegen König Philipp — mit euch. Auf Wiedersehn in Flandern — oder nie!»
Es war nur ein falscher Abgang. Der große Blonde schwang sich sogleich wieder herum.
«Navarra! Spiel ehrliches Spiel — wie ich! Es ist wahr, daß ich Truppen in Paris zusammengezogen hatte, als du mit allen deinen Edelleuten anrücktest.»
«Ich hab davon noch mehr.» Der Kleinere begegnete seinem Blick in ebener Linie, weil er auf einer Stufe stand.
«Meine gehn heute nach Flandern ab. Handle wie ich, Navarra!»
«Ich spiele dein Spiel, aus Neigung und Gewohnheit. Denkst du noch unserer Schulzeit, Henri Guise?»
«Du gabst das Spiel an, Henri Navarra. Caesar wurde ermordet. Es versetzte uns in Raserei.»
«Dich und d’Anjou. Ihr wart gesonnen, mich ganz im Ernst umzubringen. Das sind Erinnerungen für das Leben, mein Freund.»
«Eine früh geschlossene Freundschaft ist das einzige, was nicht schon vor uns selbst stirbt. Ich schäme mich meiner Tränen nicht», sprach Guise mit gehobenem Anstand und preßte welche hervor oder versuchte es doch. ‹Das würde ich besser machen›, sagte sich der andere auf der Stufe. Indessen empfand der von Navarra mehr Scham als Genugtuung. Das war sein Todfeind, und hätte er es nur darum müssen sein, weil er nicht die Prinzessin bekommen hatte. Beide aber ließen sie ihre Stimme vom Gefühl erbeben, während sie einander durch und durch belogen. Wären sie nur nicht wirklich zusammen Kinder gewesen! Aus Scham — worüber? Aus Scham über das Leben, wie es ist, krümmte der eine auf der Stufe sich ein wenig, wobei er den andern drunten aus den Augen ließ. Als er sich nun krümmte, raschelte etwas an seiner Brust, er wußte nicht gleich, was — und faßte hin. Die Bewegung war noch nicht beendet, schon hörte er: «Halt!» Sah auf und fand gegenüber einen ganz veränderten Mann, tierisch böse das Gesicht, nichts mehr von beschönigten Erinnerungen: die nackte Gegenwart, und in der Faust den entblößten Dolch. Da lachte Henri laut, als ob grade die schrecklichsten Enthüllungen die lustigsten wären.
«Ich könnte aber auch weinen, echter als vorhin du.»
«Weil du Mut hast, laß ich dich leben.»
«Oder auch, weil es dir schlecht bekommen würde, es nicht zu tun.» Hierbei ein kurzer Seitenblick. Mit einem Schwung wie ein Tierkörper fuhr Guise herum: da stand ein Hugenott, den Degen aus der Scheide.
«Mein Herr und Meister spricht die reine Wahrheit», sagte das aufgerauhte Lederkoller und das gegerbte Soldatengesicht mit dem Kinnbart. «Der Herr Herzog von Guise brauchte nur den Arm zu heben: bevor er meinen König traf, hätte ein Gascogner Edelmann namens d’Armagnac die Ehre gehabt, den Herrn Herzog von Lothringen in zwei gleiche Teile zu spalten.»
Diese tönende Stimme aus dem Süden störte heute als erste die dumpfe Stille des Hofes, genannt «Brunnenschacht des Louvre». Wachen liefen herbei aus dem Torbogen, der zu der Brücke führte. Die Türen ringsum öffneten sich und ließen Leute heraus. Bevor irgend jemand die Lage erfassen konnte, war Guise untergetaucht. D’Armagnac, der die Waffe längst wieder gesichert hatte, erkundigte sich überall angelegentlich, was eigentlich vorgefallen wäre. «Die beiden Kaufleute dort drüben sind sich in die Haare geraten wegen Gebühren, die sie dem Amt bezahlen sollen.»
So erklärte er im Abgehen laut seinem Herrn, dem er insgeheim zuraunte: «Nur fort von hier!» Denn der Edelmann als Diener konnte tönend prahlen und konnte die Gefahr überlisten, jedes zu seiner Zeit.
Er wußte auch einen wenig bekannten Weg, auf dem sie unauffällig das Zimmer seines Herrn erreichen sollten. «Ihr schönes weißes Hochzeitskleid, Sire! Es ist bestaubt und voll von Spinnengeweben. Das sieht ein Kammerdiener. Ein Herzog sieht es nicht, sonst hätte er schon früher Verdacht geschöpft, etwas zu früh vielleicht, da ich noch nicht ganz zur Stelle war.»
«Du paßt auf mich auf?»
«Wie eine Amme. Fallen Sie nicht!»
An dieser scharfen Biegung des Ganges lag in der Quere ein kurzer Packen, nicht ganz Menschenlänge. Nur merkwürdig, das Sackleinen ließ unbedeckt ein Paar Füße in kleinen Schuhen. Doch ein Mensch. Wie sie klein aussehn, wenn sie — Herr und Diener tauschten einen Blick. Der des Dieners riet zur Vorsicht. Der Herr hob trotzdem das Sackleinen auf an der Stelle, wo er ein fremdes Gesicht zu finden meinte, Tote sind immer fremd, und nie war man auf sie gefaßt. Er fuhr zurück, rauh schrie er auf. Der Diener bedeckte ihm ohne weiteres den Mund. «Still, Sire! Schnell hinein, bevor man uns hier überrascht!» Er raffte seinen Herrn vom Fleck weg, riß eine Tür auf und schloß sie hinter ihnen leise.
«Jetzt schreien Sie! Ich weiß, daß draußen nichts zu hören ist. Die Tat ist ruchlos, wie sie hier sind», erklärte der Protestant mit voller Überzeugung. Da sein Herr nicht schrie, sondern starr dastand, redete er selbst weiter. «Wir täten das nicht. Ein so schönes Fräulein, freundlich, willig des Guten. Ich kenne einen Pastor, der sie heimlich in der Religion unterrichtete. Sie wäre zum rechten Glauben übergetreten.»
«Weißt du, wie sie hieß?»
«Nein. Vielleicht Kathrin, vielleicht Fleurette. Ein armes Edelfräulein, wie ich ein armer Edelmann.»
‹Hab ihren Namen nicht gekannt und darf auch nicht mehr nach ihm fragen. Weine Wut und Schmerz in dich hinein, nach außen darf nichts fließen. Die starb für mich und starb aus Liebe. Was verhieß ich heute morgen der Königin von Navarra, meiner Frau? Nach Flandern zum Heer zu gehen: ich hatte es schon vergessen.›
Laut sagte er: «Wir reiten noch heute nach Flandern.»
«Das ist ein Wort, Sire. In einer Schlacht kann ich angreifen und kann auch davonlaufen. Hier nicht. Hier liegt ihnen, wo es scharf um die Ecke geht, ein Stückchen Sackleinen vor den Füßen, Sie müssen hinübersteigen und schweigen.»
D’Armagnac sprach noch mehr, während er den hölzernen Kübel herrichtete, in dem Henri baden sollte. Als dieser sich entkleidete, fiel ein gerolltes Papier zu Boden. Das war es, was geknistert hatte. Das hatte Margot ihm mitgegeben: ein Schutzheiliger, laß sehn, welcher.
Da war es der geöffnete menschliche Körper, ein Blatt aus dem anatomischen Atlas. Jedem Organ entsprach am Rande sein lateinischer Name, in der Schrift der gelehrten Prinzessin, und gleichfalls von ihr hingesetzt das Bild eines kleinen Dolches — die Spitze gegen den offenen Körper geführt, mit genauer Kennerschaft der richtigen Stelle und ihres lateinischen Namens.
So war die Meinung der Prinzessin von Valois, und dies war ihre Warnung. «Hätte ich sie schon gekannt, was dann? Würde ich den Dolch gezückt haben, bevor Guise es tat?›
«Nein», sagte Henri hörbar. Der Diener sah erstaunt auf.