uns noch in diesem Leben zu sehen, ist mir leid und ит so unerwarteter, als Sie

sich nicht weit von hier befnden, und immer incognito hiitten Коттеп Коппеп.

Meine Frau ist seit б Wochen wiederum sehr krank, und Капп zwar

nicht schreiben, hat mir aber angeschlossenen Zettel dictirt und noch 5 Worte,

auch eigenhindig ihren Namen darunter geschrieben.

Dero Geschwistern hier im Lande sind in voriger Woche alle bey mir

gewesen, und es geht ihnen recht gut. Wilhelm hat eine verehrungswiirdige

Frau, die sehr oeconomisch, tugendhaft, und sein wahres Gliick ist, beson-

ders da sie die Religion liebt, aber bisher isd noch nie 110fTnung zur Schwanger-

schaft gewesen.

Unsel' Hannoveran ist zuweilen hypochondrisch, weil es mit dem Avan-

cement zum Capitaine sehr langsam gehet, wobey ich аЬет nichts helfen Капп.

Aus dero letztem Schreiben, lieber Vetter, merke ich, dass mit dero

Gesundheit misslich aussiehet, und dass Sie stark zur Melancholie incli-

niren, welche beyde Umstande mir• auch aus anderen Caniilen bekannt

sind. Ich bedauere solches herzlich, und bin iiberzeugt, dass Sie nie werden

zu einer guten Gesundheit gelangen, falls Sie nicht das Studiren in einem

gewissen Fach aufgeben. Ein guter Freund von mir ist ehedem davon

ganz verriickt im kopfe geworden, und Ihnen wird es eben so gehen, wenn

Sie das bewussle studiren continuiren. Nie muss тап solches Exprofesso,

oder Тад und Nacht, sondern пит nebenher treiben, oder тап erreichb

nimmer seinen Zweck, sondern macht sich gemeintich ungliicklich.

Es ist mir ein grosses kreutz, dass Sie Russland haben Кеппеп gelunt•,

aber Sie waren davon nicht abzuha]ten; gleichwie dann auch Sie immer

дедеп meine Wiinsche nach Berlin gleichsam sich haben reissen lassen, ит

Gesundheit und Leben zu verlieren, mir ео ipso die HofTnung zu zer-

nichten, welche ich ehedem auf meinen geliebten Heinrich gesetzt hatte.

Sed sic fata trahunt und mein silbergraues Haupt weiss sich jetzt

trefflich in allem zu finden, was nicht hat gehen wollen. Aus der Fiille

meines Herzens wiinsche ich Ihnen Segen Goltes und ein dauerhaftes Gliick,

besonders die Herstellung des edelsten kleinods der• Gesundheit, дедеп welche

G0ttliche Wohlthat das soIideste Studium fiir nichts zu achten ist, es bestehe

auch diese Wissenschaft, worin sie wolle. Wiire ich nicht zu alt und zu

kiimmerlich, so wiirde ich schon liinrrst dort gewesen seyn, und solche

Vorkehr getrofTen haben, dass Sie von Lieblings—studio h[itten abstehen

miissen; abet• jetzt Капп ich nichts weiter thun, als mit meinem Gebet Sie

zu begleiten und zu Gott zu flehen, dass er Sie in seinen heiligen Sehutz

nehme. Es umarmt. und kiisseb Sie herzlich

Dero redlichster Freund

Fr. Н. У. Schr0der.