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stand der Dinge und bestehenden Garantien der Bildung, GesittMlg

und 0rdnung, Niemand befiirchten wird, die Nothwendigkeit friedli-

che und freundschaftliche Verhiltnisze mit einander zu unterhalten,

пт sich das Leben angenehm oder auch пит m6glich zu machen, fir

alle drei Stimme, dringender und gebieterischer herausstellen. Es ist

eine unbestreitbare Thatsache, dasz die Nationen als solche, ebenso

wie die Individuen, nichtsmehr trennt, als die Unbekanntschaft mit

fremder Sprache und Sitte, und dasz sie ит so geneigter werden, mit

einander friedlich und freundlich zu verkehren, је niher sie gegensei-

tig ihre Sprachen und Sitten Кеппеп lernen: denn kein Volksstamm

ist im ausschlieszlicben Besitz aller Gjter und Vorzuge der menschli-

chen Natur, jeder besitzt etwas, was dem Andern Achtung nnd Liebe

abgewinnt, sobald er es niher Кеппеп gelernt hat. Diese kenntnisz

fremder Sprache und Sitte musz aber, ит wirksam zu sein, auf beiden

Seiten gleichmiszig vertheilt, musz reciprok sein: es zu• nichts,

es ftihrt im Gegentheil zur Verstimmung, wenn die eine Seite sich in

Folge einer unnatiirlichen, erzwungenen Stellung positiv, die andere пе-

gatiy verhilt, wie dies leider zeither mit denSlaven, Germanen und Ro-

maniern der Fall war. Uns bediinkt demnach, dasz die Errichtung eines

solchen Lehrstuhls gerade jetzt, wo die Industrie und der Handel ingro-

szem Aufschwunge begrifen sind, und eine gr6szere Anniherung der

Nationen und Stimme ein gegenseitiges lebhaft gefiihltes Bediirfnisz

ist, eine von den Interessen der Humanitit selbst anempfohlene, die

Vermittlung der Nationalititen bezwcckende Maszregel ist. Ebenso

wohlthitig und folgenreich wiirde unSerer Meinung nach die Einwir-

Кипд eines slavisch-philologischen Lehrstuhls unmittelbar auf den

Gang der allgemeinen Sprachwissenschaft, und mittelbar auf den der

meisten positiven Wissenschaften, vorziiglich der Rechts-und AIter-

thumskunde und der Geschichte der Hauptstimme Europas sein. Es

ist bekannt, dasz die genannten Wissenschaften, gleich den iibrigen

positiven Doktrinen, in neuerer Zeit sich aus dem Felde unfruchtbarer

philosophischer Speculationen auf das Gebiet der streng historischen

Forschung zurjckgezogen haben, und dieser пеиеп Richtung ihre ftir

das Leben so fruchtbare Bliithe verdanken. Das jetzige wissenschaft-

liche Sprachstudium ist zumal ganz historisch-komparativer NaAlr:

der Gesichtskreis ist erweitert, die Philologie ist nicht mehr auf die

zwei alten klassischen Sprachen besehrinkt, das Sanskrit und Zend

und in Europa das Germanische, Romanische und Slavische sind

als ebenbjrtige Schwestern in ihre natjrlichen Rechte eingetreten.

Was zumal die (lrei ausgebreitetsten europiischen Stammspraehen,

das Germanische, Romanische und Slavische anbelangt, so stehen sie,

in Folge gemeinschaftlicher Abstammung und Jahrtausende langen