zweige, nehmen die Fiirsorge der hohen Staatsregierung oft von einer

Seite her in Anspruch, auf welcher das sprachliche Interesse mit ein

Moment der Entscheidung wird, und ivo von der klaren Einsicht in

dasselbe die Beschafenheit der letztern wesentlieh abhingt. Ebenso

hiufg kommt dieses sprachliche Interesse in allen das kirchen - und

Schulwesen oder die iifentliche religi6se, moraliscbe und intelleetuelle

Erziehung der iibrigen slaviscben V61ker, katholiseher und protestan-

tischer Religion, betrefenden Angelegenheiten in Betracht, und es

ist vorauszusehen, dasz, jemehr sich das neuerwachte Nationalgefiihl

bei den Slaven entwickeln und kriftigen wird, auch die Nothwendig-

keit demselben durch bildende und leitende Institutionen, namentlich

in den h6heren Schulen, entgegenzukommen immer dringender wird.

Die Vertagung solcher und ihnlicher Fragen hilft wohl fjr den Аидеп,

bliok etwas, fiihrt aber nicht zum Zwecke, denn die Dinge gehen

inzwis?hen ihren eigenen Lauf fort, die Gegensitze werden schrofer,

und die Ausgleichung und L6sung wird nur umso schwieriger. In

allen diesen und ihnlichen Fragen, in deren Detail wir nicht eingehen

Кбппеп, ist der hohen Staatsregierung der Beistand und der Dienst

sachkundiger, griindlich gebildeter slavischer Gelehrten unentbehrlieh.

Nicht minder unentbehrlich ist ihr die Mitwirkung intelligenter und

kenntnissreicher Slavisten bei der Ausiibung der fjr den Staat so wich-

tigen Zensur, sowohl der inlindiscben als auch auslindischen Schriften.

Die Functionen der zur Ausiibung dieser PHichten berufenen Minner

werden von Таде zu Таде ит so schwieriger, је mehr die Litteratur

der einzelnen Slavenzweige aus dem kreise der niedern Volkslittera-

tur heraustritt, und eine h6here, den gebildeten Lesekreisen angepas-

ste Richtung nimmt, је gr6szer die Zahl der Gelehrten, geistreichen

und 0ft gewandten Schriftsteller wird, und jemehr Dialecte, in denen

jetzt slavische Werke geschrieben und gedruckt werden, nach und

nach ап die Reihe Коттеп. Wohl ist es wahr, dasz es der hohen

Staatsregierung seit beinahe einen halben Jahrhundert ап gelehrten

Slayen nicht gefehlt hat, welche sie in yorkommenden Fillen verwen-

den, denen sie die oberwihnten Funktionen anvertrauen konnte: doch

hatte sie dies dem bloszen ZufaIle zu verdanken, war aus Mangel

ап mehreren gleichfihigen Minnern, ап ein einzelnes Individuum

gebunden, und der Freiheit, mehrere unabbingige Stimmen iiber den-

selben Gegenstand einzuvernehmen, beraubt.

Die Einrichtung eines Lehrstuhls fiir h6here slavische Philo-

logie wiirde ferner unserer Uberzeugung nach, als PHanzschule

griindlich gebildeter Slavisten, auch den Gang der speeiell 6ster-

reichischen positiven Wissenschaften auf dem Gebiete der Reehts-