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und auf 6sterreichischem Boden, durch den Paulane Fortunat Durich,

den Abb6 Joseph Dobrowsky, den К. К. Hofrath und Hofbibliotheksku:

8tos kopitar und ihre Nachfolger geschafen. Noch ist das Primat

der slavischen Sprachwissenschaft den Hinden 6sterreicbischen Ge-

lehrten nicht entwunden; noeh sind krifte da, welche es schiitzen

und auf die Nachkommenschaft verpRanzen k6nnten, wenn ihnen

die hohe Staatsregierung zu Hiilfe kommt. Geschieht dies nicht, so

ist das Verktimmern nnd Verkommen der slavisehen Philologie in 0ster-

reich zu eben der Zeit, als sie in andern Staaten, namentlich in Ruszland,

kiinstlich mit groszen kosten und nicht ohne Erfolg gehoben wird, ипаЬ-

wendbar, denn das Maximum, was durch Privatkrifte und von Dilettan-

ten aus rein wissenschaftlichem Antrieb und nicht immer ohne Selbstauf-

opferung geleistet werden konnte, ist geleistet worden: von da ап geht

es bei ит, trotz dem Anschein des Gegentheils und trotz des Wachs-

thums der eigentlichen V01kslitteratur, mit diesem Zweige der Wissen,

schaft пит abwirts. Ganz abgesehen von dem Erfolg der in Berlin-

Breslau und Paris errichteten Lehrstiihle, der immerhin bei den obwal-

tenden Schwibrigkeiten problematisch erscbeinen тад, wiewohl wir ап

ihm durchaus nicht verzweifeln; so ist die Errichtung von fiinf slavischen

Lehrstiihlen ап den vorziiglichsten Universititen in Ruszland, патеп t

lich in Petersburg, М08Каи, kief, Charkov und kasan, eine vollbrachte

Thatsache, und тап braucbt bei hinlinglicher Sachkenntnisz nur einige

Blicke in die neuesten slavisch-philologischen Schriften von Wostokow,

Reif, Pawsky, Simkewib, katkow und andere zu thun, ит zu gewah-

ren, dasz die russischen kandidaten der Professuren doch nicbt ganz

umsonst und erfolglos auf kosten oder mit Unterstiitzung der Regierung

in Berlin unter Ворр und Grimm Sprachwissenschaften studiren und

dasz im Nord0Bten eine Morgenr6the der slavischen Philologie aufgeht,

bei welcher unsere Sterne, sich selbst iiberlassen, bald, sehr bald erblei-

chen werden. Sollen dann nach zwanzig oder dreiszig Jahren unsere

h6her strebenden, nach Wissen lechzenden slavischen Jiinglinge, ohne

Mittel sich in ihrer Heimat in der h6hern slavischen Sprachwissenschaft

auszubilden, ihre sehnsiichtigen und wehmiithigen Blicke nach dem

Norden richten, ihre hiusliche Armuth mit dem fremden Reichtbum ver-

gleicben? Sollen sie, im giinstigen Falle, nach Norden reisen, ит dort

mit groszen kosten das zu lernen, was sie zu Наиде ebensogut, wo nicht

besser, und viel wohlfeiler, lernen k6nnten! Ist ein solcher Zustand fiir

0sterreichs Ruhm und Staatswohl wanschenswerth? Wir hoffen mit

Zuversicht, dasz es die Wei8heit unserer erleuchteten Staatsregierung

nie dazu wird Коттеп lassen.

Мап entgegne uns nicbt, dasz die deutsche Sprachwissensohaft und

Philologie in 0sterreich gedeihe, ohne einer Unterstiitzung durch einen