des Slaventhums, ihrem Ursprunge und Wesen nach unentrithselbar; sla-
vische Urkunden, Schriften und Bocher alIer Art machen einen wichtigen
Bestandtheil der gr6szten 6fentlichen undPrivatbibliotheken und Archive
des Staats aus. 0hne Beriicksichtigung des Slavisohen Капп weder die
Vergangenheit, noch die Gegenwart 0sterreichs vollstindig und in wahr-
haf wissenschaftlichem Sinne begrifen und gewiirdigt werden. Dasz die
Geschichte der meisten von den Slaven bewohnten Linder 0sterreichs,
B6hmen ausgenommen, noch immer so unvollkommen und diirfiig
erscheint, daran ist vorziiglich die bisherige Nichtbeachtnng und Nichtbe-
nutzung der einheimischen slavischen Quellen schuld. Die krifte einzel-
пет Dilettanten, die gew6hnlich bei ihrer Liebe za der angestammten
Sprache mit bitterer Armuth ringen miissen, reichen hier nicht аш, und
ап einem уот Staate gehegten und geschiitzten Mittelpunkte fehlt ев bis
jetzt ginzlich. Nicht einmal fiir die Erhaltung der vorhandenen wichtig.
sten Denkmiler der 81avischen Geschichte und Litteratur i8t, mit allein•
ziger Ausnahme B6hmens, geh6rig gesorgt. Hunderte von schitzbaren
slavischen Urkunden, Handschrifen, Inkunabeln und sonstigen seltenen
und werthvollen Drucken wandern in jedem Decennium aus Galizien,
Uogarn, Illyrien, Slavonien, kroatien, Dalmatien nach Ruszland, England
und Frankreich aus. Fremde Gelebrte durchreisen, von ihren Regie-
rnngen mit bedeutenden Geldmitteln ausgeriistet, die slavischen Provin-
zen der Monarchie und fiihren volle Fubren von slavischen Sprach-und
Geschiehtsdenkmilern aus, deren Werth тап in der Heimath leider nieht
zu schitzen weisz. Dabei bleiben selbst die Archive nicht versohont. So
wurden vor etwa fiinfzehn Jahren bei der durch einen der hohen Staatsre•
gierung fernstehenden Slavisten, zufillig veranlassten tbertragung des
Archivs eines ebmaligen siid-slavischen Freistaats naeh Wien, mehrere
der iltesten und wichtigsten Urkunden bulgarischer, serbischer und bos.
nischer Fiirsten yerschleudert, und Катеп nicht in das К. К. Наид - Hof-
und Staatsarchiv, weil тап keinen verliszlichen Slavisteu zur Inventirung
hingeschickt, sondern ein so wichtiges Geschift unwissenden und unbe-
rufenen Hinden anvertraut hatte. Wenn diese nnd ihnliche Denkmi-
ler dadurch auch nicht gerade ftir die Menschheit verloren gehen, 80 ist
dies doch immer ein Verlust fiir das indigene Volk, welcheg ап den Erin-
nerungen auS seiner Vorzeit mit Liebe hiogt, und ein Verlust fir den
Staat, der doch auch уот geistigen Brode leben musz, wenn er nnter
den 6brigen Staaten grosz und michtig dastehen will.
Endlic1t scheint uns auch die Ehre, der Glanz und die Wiirde der
Monarchie zu erheischen, dasz die Hegemonie der slavischen Sprachwis-
senschaft, welche bis jetzt unbestritten bei den 6sterreichischen Gelehrten
war, nicht p16tzlich und unwiederbringlich in fremde Hinde falle. Die
h6here sIavische Sprachwissenschaft wurde durch 6sterreichisehe Gelebrte