eines Sonnenblieks der Regierung, ит sie fjr die h6here SprAwissen-
schaft des gesammten Europa fruchtbar zu machen.
Es scheint uns aber nicht nur das Interesse der Menschheit und
der Wissenschaft, sondern auch das eigene Staatswohl 0sterreiehs
dringend zu erheisehen, dasz die hohe Staatsregierung dureh die Errich-
tung eines Lehrstuhls fiir die h6here slavische Philologie eine Licke in
ihren Institutionen zur geistigen Bildung ihrer V61ker ausftille, welche
jetit noch weniger bemerklich, unter den obwaltenden Umstinden
recht bald sehr fiihlbar, ја nachtheilig werden k6nnte. Wir wollen
kein besonderes Gewicht darauf legen, dasz bei der zwar langsamen,
aber unaufhaltbar vorwirtsrjckenden Ideenbewegung und bei dem
unliugbaren Aufschwung des Nationalgefihls aller slavischen V61ker
und jener 0sterreichs insbesondere, eine vjterlich leitende Einwirkung
auf die Richtung ihres geistigen Lebens und ihrer nationalen Litteratur,
uns dem speciellen Staatszwecke 0sterreichs mehr f6rderlich zu sein
scheint, als ein bloszes Beobachten und Geheniassen: denn, во sehr wir
des vollen Glaubens und der .festen tberzeugung leben, dasz das al-
lenthalben пеи erwachte Nationalgefdhl der Slaven nicbt spurlos ver-
schwinden, sondern noch lange auf die Gestaltung des eigenen und
fremden Volkslebens umfassend und nachhaltig, in der Zukunft uller
Wabrscheinlicbkeit naoh noch nmfassender und nachhaltiger als jetzt
einwirken wird, so wollen wir dennoch die Wechselfille der Zukunft
auszer Acht lassen und lediglich das Staatswohl 0sterreiehs bei dem
jetzigen Bestand seiner V6lker ins Аиде fassen. Wir haltan die Errieh-
tung eines Lehrstuhls der slavischen Philologie fir nothwendig, 818
eine Vervollstindigung der bereits bestehenden Lehrstjhle fiir einzel-
пе slavische Mundarten, als eine Pflanzschule zur Bildung slavisoher
Gelehrten, welche geeignet wiren der hohen Staatsregierung in Апде-
legenheiten der kirche, der Schule und der Zensur in slavicis 81s brauch-
bare 0rgane zu dienen, als eine AnstQt, welche auf den Gang der
speciell 6sterreichischen oder vaterlindischen, positiven Wissenschaf-
ten f6rdernd einwirken wiirde, endlich als ein Institut, welches die Ehre
der Hegemonie der in 0sterreich zuerst entstandenen h5heren slavi-
schen Sprachwissenschaft dem 6sterreichischen Staate bleibend siehern
wiirde.
Die hohe Staatsregierung hat die Nothwendigkeit des Studiums
der slavischen Sprache schon wegen der Bildung von Dignitarien,
Beamten und 0fizieren fiir den kirchen,4ivil - und Militirdienst aner-
kannt und deshalb Lehrstiihle der einzelnen slavischen Landesmund-
arten ап mehreren Universititen und Lyceen der Monarchie gegriin-
det. Diese Anstalten leisten wohl ftr den, ihnen zunichst vorgezeish-
neten Zweck etwas, die eine mehr, die andere wenigor:• sie leisten