12
?RIEDRICH WESTBERG. DIE FRAHBNTE DES ТОРАВИА
dieser Bruchstucke ein meines Wissens bis jetzt noch unge10stes Ritsel.
Nach Hase stehen sie in einer, aus dem Ende des 10. Jahrhunderts stam-
menden, Briefe des hl. Basilios, desPhalaris und des hl. Gregor von Nazianz
enthaltenden Hs, die der К. Bibliothek in Paris gehbrte («qui fuit
Biblothecae Regiae»). Auf Grund dieser etwas geheimnissvollen АпдаЬе
suchte kunik die Hs in Paris und im Vatikan, oh-ne ihre Spur zu fnden,
und vermutete, dass sie vielleicht in Venedig, M0nchen oder Heidelberg
sei. M0chte sie bald zum Vorschein Коттеп! Der einstige Besitzer dieser
Hs, der eine byzantinische Gesandtschaft in die Gegend des Dniepr fthrte
und Platzkommandant in der krim war, benutzte leergebliebene Blitter zur
Eintragung von Berichten oder Briefen. Die Schrift derselben ist nicht viel
spiter als die des Codex selbst und geh0rt also noch demEnde des 10. oder
dem Anfange des 11. Jahrhunderts ап. Die leider verstiimmelten Notizen,
die zuerst von einem geflhrlichen Uebergang 0ber deu mit Eisschollen be-
deckten Dniepr und einer 'Winterreise in Russland, dann 0ber klmpfe mit
den Barbaren in der krim berichten, gewlhren ftir die Geschichte, Geogra-
phie und Ethnographie des iltesten Russlands wichtige, freilich дат sehr
der Erliiuterung bediirftige Aufschh1sse. Die Sprache ist aufallend gewandt
und sogar humoristisch gefirbt. Hauptschriften: Е. kunik, Ueber den
Bericht des gotischen Toparchen, Zapiski der kaiserlichen russischen
Akademie der Wissenschaften 24 (1874) Vasilj evskij, Der
Bericht des griechischen Toparchen, Journ. Min. 1876 Bd. 185 S. 368—
434.—Pl. Ueber den Bericht des gotischen Toparchen, Journ.
Min. 1877 Bd. 192 S. 197—252. In diesenAbhandlungen fndet manauch
die lltere Litteratu? verzeichnet.»
Auf meine Anfrage, was von Hase's palaeographischer Zeitbestim-
типд zu halten sei, bekam ich von Prof. krumbacher folgende giitige
Auskunft, datirt vom 4. November 1898: ... «die Hauptschwierigkeit (der
Zeitbestimmung von Hss) liegt darin, dass die Schriftentwickelung ап ver-
schiedenen 0rten verschieden war und dass wir noch so wenig weit (sind)
in der lokalen Unterscheidung der Schriften. Dazu kommt der Umstand, dass
durch die uns ја unbekannte Diferenz im Lebensalter der Schreiber sich
die Zeit gleich ит ein halbes Jahrhundert verschieben Капп. Noch in der
пеиетеп Zeit sind unzihlige mal Hss ит Jahrhunderte zu frtih oder zu
spit angesetzt worden. Wieviel unsicherer aber war dasalles, als Hase den
Toparchen edierte! Ich glaube deshalb, dass Sie auf seine АпдаЬеп tiber-
haupt keine nihere Riicksicht zu nehmen brauchen.. Um nicht fehl zu
gehen, werden wir also gut thun, uus nach Hase's zweiter allgemein де-
haltener Zeitbestimmung: xriptura est ligata, quam vocant, saec. Х. aut
zu richten.— Interessant sind krumbacher's fernere Aeussserungen