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W. RADLOFV. Ешьмтвнп аводхкви
Die Sprache entwickelte sich аив ReHexbewegujgen der 0rgane da
menschlichen k0rper8, dje in Folge von lusseren Eindr0cken entstanden und
allmihlich sich mit gewissen psychischen Vorglugen So
gleiteten gewisse Laute und Geblrden gewisse AnschauungsgrupIEn und
Empfndungen ohne jeden bestimmten Zwuk nur aus innerem Drange der
Nothwendigkeit. Die Lautcomplexe und Gebirden anderer
]ndividuen wurden von den mit ihnen lebenden bemerkt, aufgef•t, zum
Theil verstanden und nachgeabmt und konnten zu Folge diaes Ausgleicha
als Mittel zur Mittheilung innercr VorgAnge werden. Um die den einzelnen
Gliedern der Gemeinschaft verstlndlicben Geblrden und Lautcomplexe
gruppirten sich jet.zt festere Gruppen psychischer Vorgbnge, јепе
zu Symbolen und TrAgern der psychischen Gruppen wurden, то sich jetzt
mit ihrer H01fe diese urspranglich verbundenen Anschauungs-
utid Empfndungsmassen zu festeren Vor8tellungen vereinigen konnten.
Die Mannigfaltigkeit der Lautverbindungen erlaubte ein stetes Zunehmen
derelben und eine gr0ssere Deutlicbkeit des Ausdrucks, во dass die Mit'
theilung durch Gebirden immer mehr in den Hintergrund trat. So lange
wie eiuzelne Laute und Gebirden die Mitteilung 1ndividuen
vermittelten, konnte von einer eigentlichen Sprache nicht die Rede sein, da
auch da8 Thier dergleichen Mittheilungen zu machen im Stande ist. Die
Menschensprache begann erst von dem Momente, то mehrere Lautcomplexe
8ich ЕИ einem Satze verbanden. Die ersten, primitivesten Sltze die der
Mensch bildete, waren keine logischeu Urtheile, sondern copulativer NatTr,
aus einzelnen Spracbelementen, Vorstellungen nmmmengefogt. Die laut-
lichen Symbole der Vorstellungsgruppen wurden iusrlich ап einander
gereiht ит durch diese Aneinanderreihung die AufmerkBmkeit HOrers
auf die gewanschten Vorstellungsgruppen zu lenken und so auf die wohl
gef0hlte logiwhe Beziehung zwischen den Vor8tellungsgruppen hin zu
deuten. Die Reihenfolge der lautlichen Symbole (d. h. die Wortstellung)
und das stirkere lautliche Hervorheben, dabei die Anwendung gew"r
charakteristischer Geb&den waren die einzigen Mittel zum Ausdrucke der
ntiheren und ferneren Beziehungen der Vorstellungsgrnppen zu einander.
Diese Art der Verbindung war natarlich ein sehr unzureichendes Mittel
far den Ausdruck der logischen Beziehungen der V01Btellungen. Ein Fort-
schritt in diesen Аптпдеп der Spracbtbltigkeit war daher nur so тод-
lich, dass mittelbare psychische Verbindungen allmlhlicb zu unmittel-
baren wurden, d. h. indem sich gewisse Worte und Wortverbindungen
von den Vorstellungsgruppen isolirten, denen 8ie urspr0nglich entprachen.
Durch eine verschiedenartige Iwlirung von WOr•tern und Wortverbindungen
entstanden in allen Sprachen grammatische Formen zum Ausdrucke der