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W. RADLOFF. EINLEITEXDB GEDAXku
пит wie das kind sich biufg unn0tz abm0ht, durch Sprechen und
Geblrden etwas Vorgefallenes zu berichten, und wie zornig ев wird, wenn
ihm nicht gelingt, verstanden zu werden. Diese Unbefriedigtheit ist es,
die das kind zwingt, auf Mittel zu 8innen, sich verstindlich zu тасђеп,
d. h. die ihm fehlenden Sprachformen durch umgeschafenen (isolirten) Stof
za ersetzen. Ein solches selbstandiges Streben habe ich schon vorher bei
dem russischen kinde im Schafen der Reduplicationen папапј und тотопј
angedeutet. Ein unihnliches Streben bemerkte ich bei demselben kinde:
ед ugte einst in meiner Gegenwart zn seiner Mutter, als es mit der Wir-
terin bei der Th0re stand, und die Mutter fortfahren wollte: Мата та
Nina pai prua (Мата fabren Nina gut fahren) und wollte damit ausdr0cken
«Nina will mit Мата fahren». Da das kind oft geh0rt hatte, ев bekomme
etwas, werde mitgenommen, wenn ев gut (pai) sei, (die Wirterin sagte: wenn
Nina pai iBt, macht Nina prua), во iwlirte das kind in diesem Falle pai von
seiner eigentlichen Bedeutung, der Ursache des Fahrens, und gebraucbt es
f0r die •Folge dgs Artigseins, des Fahrens in Begleitung. Das kind batte
sich hier somit eine Art Formwort geschafen.
Diese Art des Zusammenreihens einzelner W6rter zu Sltzen und das
Schafen von selbsundigen Beziehungspartikeln Коппеп wir, glaube ich, mit
Recht als die Uranmnge der isolirenden Sprachtechnik betrachten, die durcb
weiteren Fortscbritt in dieser Richtung zuerst zu dpm grammatischen Вап
der (wie sie Steinthal nennt) nebensetzenden formlosen Sprachen (der
hinterindischen Sprachen) und in seiner hOch8ten Entwicklung zum gram-
matischen Ваи der nebensetzenden Formsprache dcs Chinesischen f0hrte
но durch die 8treng geregelte Wortfolge ein bestgeregeltu Combinations•
system, von Synonymen, Heteronymen, metaphoriscben Wortcomplexen, In•
dividualisirungszu"tzen und rythmischen Wortcomplexen, mit H01fe einel
geringen Zahl von Partikolu aus пит wenigen hundert einsilbigen Lautcom•
plexen eine Sprache uns entgegentritt, die durch Feinheit und Bestimmt•
heit des Ausdrucks zu den besten geh6rt, die die Sprachkraft des mensch•
lichen Geistes zu schafen im Stande gewesen. Wer sich von der Wahr•
scheinlichkeit dieser meiner Bebauptung 0berzeugen will, lese nur das VOI
Steinthal 0ber das Chinesische gesagte in seinem «Туреп des menschlicheI
Sprachbaues» 1).
Wenn die isolirende Spmchtechnik in den oben genannten Sprachel
fast zur allein herrschenden geworden ist, во ist sie in den tbrigen Spracber
mehr oder weniger durch andere Technik in den Hintergrund gedring
worden. Spuren hat sie 0berall zur0ckgelassen, reichlicher in den aggluti•
1) S 107—142